VDSL2
VDSL2 basiert auf dem Übertragungsverfahren Discrete Multitone (DMT) und bietet bei einer Grenzfrequenz von 30 MHz theoretisch erreichbare Datenübertragungsraten von bis zu 200 Mbit/s im Up- und Downstream bei einer im Vergleich zu VDSL1 wesentlich vergrößerten Reichweite. Der VDSL2-Standard wurde erst im Frühjahr 2005 von der Internationalen Fernmeldeunion verabschiedet. Der Standard selbst basiert auf dem bewährten ADSL2+-Standard und ist zu diesem vollständig abwärtskompatibel. Zusätzlich wurden Möglichkeiten implementiert, gleichzeitig mehrere virtuelle Verbindungen über eine physikalische Verbindung zu realisieren, um so etwa IPTV-Daten priorisieren zu können.
Im Gegensatz zum Vorgänger-Standard VDSL1, der weltweit bis heute keine große Verbreitung erlangt hat, gewinnt der erst in Mai 2005 verabschiedete Nachfolgestandard VDSL2 immer mehr an Bedeutung.
VDSL sowie dessen Nachfolgestandard VDSL2 wurden mit dem Ziel entwickelt, sogenannte "Triple-Play-Dienste" anbieten zu können. Darunter zu verstehen ist die Zusammenführung von klassischen Telefoniediensten in Form von Analog-/ISDN- beziehungsweise IP-Telefonie, breitbandigem Internet, sowie IPTV.
Die Profile des VDSL-2-Standards
Der VDSL2-Standard sieht als eine wesentliche Neuerung acht unterschiedliche "Profile" vor. In den Profilen ist unter anderem die jeweilige Grenzfrequenz, der Trägerabstand, der Frequenzplan, das heißt die Verschachtelung der einzelnen Upstream- und Downstreamkanäle ineinander, sowie die erzeugte Signalstärke geregelt. Die Profile ermöglichen den universellen Einsatz von VDSL2 weltweit. Es existieren unterschiedliche Profile für nordamerikanische, europäische und asiatische Netze. Die unterschiedlichen Parameter für die einzelnen Profile sind auch der Grund dafür, dass die maximal erzielbaren Datenübertragungsraten von Profil zu Profil variieren. Die Netzbetreiber wählen eine oder mehrere Profile für ihr jeweiliges Netz aus. Ziel ist es vor allem, die "friedliche" Koexistenz von ADSL, ADSL2, ADSL2+ sowie VDSL2 sicherzustellen.
Basierend auf dem VDSL2-Chipsatz Vinax von Infineon baut T-Home, vormals T-Com, seit dem Frühjahr 2006 ein engmaschiges VDSL2-basiertes Verteilernetz auf. Das gerade entstehende Netz ist derzeit die größte VDSL2-basierte Installation weltweit. Der Fortschritt und die Erfahrungen mit einem Netz dieser Größenordnung wird daher von vielen ausländischen Netzbetreibern mit großem Interesse beobachtet, da diese kurz- oder mittelfristig ebenfalls den Aufbau VDSL2-basierter Netze planen. Die durch VDSL2 bereitgestellte Datenübertragungsrate reicht aus, um das Triple-Play-Angebot "T-Home Entertain Comfort VDSL" bereitzustellen. Es ermöglicht, mit Hilfe von VDSL2 als Übertragungsverfahren sowohl Internetdaten, Internettelefonie als auch Fernsehprogramme (IPTV) in der bestmöglichen HDTV-Qualität zu übertragen. Die klassische Festnetztelefonie wird, wie auch bei ADSL-Anschlüssen der Fall, herkömmlich auf der selben Leitung in einem anderen Frequenzbereich übertragen. Um gegenseitige Störungen der Festnetz-Telefonie- und VDSL-Signale zu verhindern, werden VDSL2-Splitter auf Kunden- und Netzbetreiberseite eingesetzt. Die klassische Festnetztelefonie könnte angesichts der sich rasch verbreitenden Internettelefonie langfristig überflüssig werden, so dass dann auf dem Kupferanschlusskabel nur noch VDSL-Signale übertragen werden.
Seit dem 17. Oktober 2006 bietet die Deutsche Telekom AG in Ihrem Festnetz-Geschäftsbereich T-Home VDSL2-Anschlüsse in diesen zwölf größten deutschen Ballungszentren samt deren Vororten bzw. Nachbarstädten mit gleicher Vorwahl an:
- Berlin (030)
- Düsseldorf (0211)
- Frankfurt am Main und Offenbach (069)
- Hamburg (040)
- Hannover (0511)
- Köln (0221 samt den anderen Vorwahlen für die Stadt, mit Ausnahme einiger Vororte)
- Leipzig (0341)
- München (089)
- Nürnberg und Fürth (0911)
- Stuttgart (0711)
Im Rahmen der CeBIT kündigte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, René Obermann am 14. März 2007 an, dass bis zum Jahresende 2007 folgende Städte ebenfalls für VDSL erschlossen werden sollen:
- Bochum
- Bonn
- Bremen
- Darmstadt
- Dortmund
- Dresden
- Duisburg
- Essen
- Friedrichshafen als Gewinner des bundesweiten T-City-Wettbewerbs
- Karlsruhe
- Ludwigshafen
- Mainz
- Mannheim
- Wiesbaden
- Wuppertal
bei allen hat der Ausbau begonnen (Stand Juli 2007)
Ursprünglich sollten bis Ende 2007 etwa 35 weitere Städte folgen.
Mit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) wird das VDSL-Netz der Deutschen Telekom von der Marktregulierung ausgenommen werden. Dies hängt aber noch davon ab, ob das neue Netz von der Bundesnetzagentur als zuständiger Regulierungsbehörde als "neuer Markt" eingestuft wird. Die Novelle wurde am 30. November 2006 vom Bundestag und am 15. Dezember 2006 vom Bundesrat verabschiedet. Die Europäische Kommission (EU-Kommission) hat bereits am 27 Juni 2007 beschlossen, Deutschland aus diesem Grund wegen Vertragsverletzung zu verklagen. Das Gesetz ist auch innerhalb Deutschlands umstritten. Unter anderem haben sich bereits die parlamentarische Opposition und die Wettbewerber der Deutschen Telekom kritisch dazu geäußert. Obwohl das Gesetz streng genommen auf den gesamten Telekom-Sektor zutrifft, ist auf absehbare Zeit eine Anwendung nur bei der Deutschen Telekom denkbar, daher wird das Gesetz auch "Lex Telekom" genannt.
Im Rahmen der neuen Strategie von T-Home, seit dem 06. August 2007 IPTV-Dienste auch für ADSL2+- Anschlüsse anzubieten (Produktname "T-Home Entertain" ohne den Zusatz "VDSL"), werden derzeit 750 Städte für IPTV-Betrieb via ADSL2+ ausgebaut. Diese IPTV-fähigen ADSL2+-Dienste tragen die Bezeichnung "DSL 16plus". In den Hauptverteilern, d.h. den Ortsvermittlungsstellen, werden dazu entsprechende IPTV-kompatible Linecards installiert. Im Rahmen dieser Erweiterung können nach aktuellen Informationen Kunden, die in unmittelbarer Nähe zum Hauptverteiler wohnen, neben ADSL2+ - auch VDSL2-basierte Produkte wählen. Außerhalb deren Reichweite, die üblicherweise knapp unter 1km liegen dürfte, werden weiterhin nur ADSL bzw. ADSL2+ - Dienste angeboten. Eine Installation von Outdoor-VDSL2-DSLAMs findet hier im Gegensatz zu den 50 Großstädten nicht statt.
Derzeit werden von T-Home zwei VDSL2-basierte Komplettpakete angeboten: "T-Home Entertain Comfort VDSL" sowie "T-Home Entertain Comfort Plus VDSL". Jedes dieser Pakete kann in zwei unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen gebucht werden, die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt sind. Die jeweiligen "Plus"-Pakete enthalten neben den Free-TV-Kanälen aus dem Standardpaket weitere Pay-TV-Kanäle sowie eine gedruckte Fernsehzeitschrift im Abonnement. Beide Pakete können gegen monatlichen Mehrpreis noch z.B. durch fremdsprachliche Programmangebote oder weitere Pay-TV-Kanäle erweitert werden.
VDSL2-Technik im Netz von T-Home
Seit dem Frühjahr 2006 wurden die Kabelverzweiger mit Outdoor-DSLAMs (siehe Abbildung) "überbaut". Mit Hilfe der Kabelverzweiger, die rein passive, d.h. stromlos betriebene Verteiler sind, werden generell die letzten Meter des Anschlusskabels aus der Vermittlungsstelle zu dem jeweiligen Kundenanschluss in den Häusern bzw. Wohnungen verteilt. Je nach den Gegegebenheiten vor Ort wurden nun die bisherigen Kabelverzweiger komplett durch die neuen, wesentlich größeren Multifunktionsgehäuse ersetzt oder die neuen Gehäuse in unmittelbarer Nähe zu den bestehenden Kabelverzweigern aufgebaut. In den Multifunktionsgehäusen befindet sich unter anderem die neue VDSL2-Hardware (DSLAMs, Linecards, Splitter) mit dazugehöriger Stromversorgung und aktiven Lüftern. Über Leerrohre aus dem Erdreich werden die Kupferanschlusskabel, Strom sowie Glasfaserkabel, die die Verbindung zum Internet-Backbone und den IPTV-Diensten bereitstellen, zugeführt. Ein Outdoor-DSLAM kann je nach Ausbaustufe derzeit bis zu 48 Kundenanschlüsse ("Ports") bedienen. Erweiterungen bei größerer Nachfrage sind normalerweise möglich, meistens wurden im Rahmen des Ausbaus zusätzliche Reserve-Glasfasern verlegt, die bei Bedarf in Betrieb genommen werden können. Zur Zeit werden im Rahmen eines Feldversuches von T-Home automatische Anschalteeinrichtungen evaluiert, die es in Zukunft ermöglichen sollen, neue Kunden per Fernwartung in kurzer Zeit auf einen VDSL2-Port aufschalten zu können. Zum aktuellen Zeitpunkt muss ein Techniker noch direkt vor Ort im Outdoor-DSLAM für einen neuen VDSL2-Kunden die Kupferanschlussleitung an einen VDSL2-Port anschließen.
Im Rahmen des Ausbaus wurden nicht alle Kabelverzweiger, von denen in größeren Städten mehrere Tausend existieren, überbaut. Eine gewisse Zahl an Kabelverzweigern, die nicht überbaut wurden, werden über sogenannte "Querkabel", das heißt herkömmliche Kupferkabelbündel von meist wenigen 100 m Länge, an die neuen DSLAMs angebunden. Kunden, die an diese nicht überbauten Kabelverzweiger angeschlossen sind, können damit in der Regel auch die neuen Hochgeschwindigkeitsanschlüsse erhalten, wenngleich sich durch die Querkabelverbindung auch die Entfernung und damit die gesamte Kabellänge zum DSLAM erhöht, was sich negativ auf die zu erzielende Maximalgeschwindigkeit auswirken kann.
Als Alternative bietet sich für Kunden, deren Anschluss sich in unmittelbarer Nähe zu einer Ortsvermittlungsstelle befindet, eine Versorgung mit VDSL2-basierten-Diensten durch sog. Indoor-DSLAMs, die sich direkt in der Ortsvermittlungsstelle befinden, an.
T-Home nutzt in ihren Netzen nach aktuellem Kenntnisstand bei kurzer Entfernung des Kundenanschlusses vom Indoor-/Outdoor-DSLAM das Profil "17a" sowie das Profil "8b" bei größerer Entfernung (>900 m). In Abhängigkeit von der zu erzielenden Geschwindigkeit beträgt die maximale Distanz zwischen DSLAM und Kundenanschluss nach T-Home Angaben etwa 550 bis 850 m. Derzeit werden im VDSL2-Netz von T-Home Anschlüsse mit asymmetrischen Übertragungsgeschwindigkeiten von 25/5 Mbit/s sowie 50/10 Mbit/s (Downstream/Upstream) angeboten. Berücksichtigt werden muss dabei jeweils der Zustand der Kupferleitungen, z.B. der Adernquerschnitt, Vorhandensein von Stichleitungen, Korrosion etc. Diese Parameter haben Einfluss auf die maximal zu erzielende Geschwindigkeit.
Ziel des Ausbaus ist es, die DSLAMs soweit wie möglich in der Nähe der Anschlusspunkte in den Wohnungen bzw. Häusern zu platzieren. Diese Outdoor-DSLAMs sind selbst über ein bis zwei Gigabit-Ethernet Leitungen an einen ADM angebunden, welcher die Datenströme in einen STM-16 Ring übergibt. Die letzten Meter vom DSLAM zum Kundenanschluss überbrückt jedoch, wie bisher üblich, das klassische Kupferkabel. Diese Art des Netzausbaus ist unter der Bezeichnung "FTTC" ("Fiber To The Curb", "Glasfaser bis zum Bordstein") bekannt. Bei jeder Sychronisierung des VDSL2-Modems können in Abhängigkeit vom aktuellen Leitungszustand höhere oder niedrigere Geschwindigkeiten innerhalb des definierten Bandbreitenkorridors erzielt werden. In der Regel befinden sich die VDSL2-DSLAMs jedoch genügend nah an den jeweiligen Hausübergabepunkten, so dass unter normalen Umständen relativ hohe Geschwindigkeiten am oberen Ende des Korridors zu erzielen sind.
Derzeit können im VDSL2-kompatiblen Endgerätemarkt nur von T-Homevertriebene Endgeräte genutzt werden. Voraussetzung zur Nutzung von T-Home Entertain Comfort VDSL-Produkten ist die Kombination eines VDSL2-kompatiblen Routers in Verbindung mit einem VDSL2-fähigen Modem sowie passendem VDSL-Splitter. Router anderer Anbieter können nicht verwendet werden. Nur so ist ein problemloser Einsatz des T-Home-Receivers gewährleistet. Als kompatibler Router (IAD) steht derzeit nur das Modell Speedport W700V (Arcadyan-OEM) zur Verfügung. Der Speedport W900V (AVM-OEM) wird nach größeren Leistungsproblemen, speziell an 50 MBit/s Zugängen, nicht mehr offiziell unterstützt, aber weiterhin angeboten. Ein derartiger Router wird dabei direkt mit dem VDSL2-fähigen Speedport HS300-Modem (Sphairon-OEM) verbunden. Dabei ist vorher das interne ADSL2+-fähige Modem der Routers zu deaktivieren. Das Modem wird, wie auch bei ADSL üblich, mit einem Splitter verbunden, der in einer speziellen VDSL2-Version zur Verfügung steht. Der Splitter selbst wird dann gewöhnlich an die vorhandene TAE-Dose angeschlossen. Als derzeit einziger zu T-Home Entertain Comfort VDSL kompatibler IPTV-Receiver ist das Modell "T-Home X300T" (Kiss/Linksys-OEM), das auf dem Betriebssystem "Microsoft IPTV-Edition" (zukünftig "Microsoft Mediaroom") basiert, erhältlich.
Der deutsche Hersteller AVM hat während Cebit 2007 angekündigt, ab Sommer 2007 mit der Fritz!Box 7270 ein All-In-One-Gerät mit integriertem IPTV-fähigen Router sowie VDSL2- und ADSL2+-kompatiblem Modem anzubieten. Für die Marke "T-Home" wird ebenfalls ein neues All-On-One-Gerät mit der Bezeichnung "Speedport W720V" zur Verfügung stehen.